Diemelsee, 07.09.2012

 

Stellungnahme der „Bürgerinitiative für den Erhalt des Naturparkes Diemelsee“ zu derzeit laufenden und zukünftigen Planungen von Windenergieanlagen im Naturpark Diemelsee und in der Gemeinde Diemelsee                                                                                             

 

 

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Becker,

sehr geehrte stellvertretende Gemeindeparlamentsvorsitzende Frau Dr. Schultze,

sehr geehrter Gemeindevorstand,

sehr geehrtes Gemeindeparlament,

 

heute überreichen wir Ihnen über 900 Unterschriften von Bürgerinnen und Bürgern, die sich gegen weitere Windkraftanlagen im Naturpark Diemelsee aussprechen. Uns ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass wir diese nahezu vollständig nur durch das einfache Auslegen von Unterschriftenlisten erhalten haben, d.h. die Menschen haben die Auslegungsorte von sich aus aufgesucht! Über 700 Unterschriften stammen aus unserer Gemeinde Diemelsee, weitere aus den unmittelbaren Nachbargemeinden und einige auch von unseren Gästen.

 

Im Übrigen ist es erschreckend zu sehen, dass noch wesentlich mehr Menschen gegen die Anlagen sind, als die über 900 Unterzeichner. Sie halten sich jedoch teils wegen befürchteter Anfeindungen und Ausgrenzung zurück.

 

Mit großer Sorge beobachten wir die Entwicklung um die Planung weiterer Windenergieanlagen (WEA) in Diemelsee, hier vor allem im Naturpark Diemelsee.

 

Wir sind, wie viele der über 700 Diemelseer, die sich bis jetzt per Unterschrift gegen die weiteren WEA´s ausgesprochen haben, bisher stolz darauf gewesen, dass hier bei uns so viel Strom aus Windenergie erzeugt wird. Sogar dem Briloner Bauausschuss wurden die ersten Windparks auf dem Zollhaus und in Flechtdorf als beispielhaft für das gemeinsame Bestreben mehrerer Bauwilliger vorgestellt.

 

Aber mit jedem neuen Windpark wuchs die Unsicherheit, wie viele Anlagen vertragen die Natur, die Landschaft und wir Menschen hier noch. Tröstlich war bei den Mengen an WEA´s, dass immer feststand, keine WEA´s im Naturpark Diemelsee entstehen zu lassen. - Nachdem nun die neuesten 10 Riesenanlagen zwischen Adorf, Giers-hagen und Borntosten nahezu fertig montiert sind, kippte bei vielen Diemelseern endgültig die Stimmung, denn nun wird der gesamte Horizont von Flechtdorf, über Wirmighausen und die Vasbecker Höhe bis zur K 83 nach Giershagen von WEA´s dominiert. Ruhe finden Auge und Ohr dort nicht mehr- bei Tage nicht- und im Dunklen auch nicht.- Wer ändert eigentlich ohne uns zu fragen die Farbe unseres Sternenhimmels in rot blickende Lichter?

 

Nun ist geplant, entlang des westlichen Horizontes von Adorf in einer wunder-schönen, kleingliedrigen Landschaft mit bewaldeten Bergkuppen, Wiesen und Feldern auf einer Länge von knapp 3 km ca. 10 weitere dieser Riesen entstehen zu lassen, sodass dann das im Tal liegende Adorf zu 220 Grad von WEA´s eingekesselt wäre.- Ein bedrückendes Szenario! Die WEA´s sollen mit knapp 200 m Höhe sogar noch höher werden, als die zuletzt errichteten. Auch unserem touristischen Schwerpunkt Heringhausen wird dadurch die wichtigste Grundlage, die intakte Natur entzogen. Die geplanten WEA´s wären vom Diemelsee, den Campingplätzen, dem Hotel und weiteren Pensionen zu sehen und zu hören. Damit sind Arbeitsplätze in Gefahr!

 

Aber auch andere Diemelseer Orte sind schon jetzt überlastet bzw. die Überlastung droht in naher Zukunft: So sind weitere WEA´s in unserer Nähe geplant, z.B. nördlich von Gembeck und Twiste, Richtung Stadtwald Mengeringhausen, in Korbach angrenzend an unsere Gemeinde.

 

Wenn man nahe der Anlagen spazieren geht- und das sind nun große Bereiche unserer Feldflur, fühlt man sich durch den Flügel- und Schattenschlag und die massig wirkenden Bauwerke nicht mehr wohl. Schöne, relativ schmale Feldwege, die häufig einen Grünmittelstreifen aufwiesen, wurden stark aufgeschottert und verbreitert und laden nicht mehr zum Spazieren, Rad fahren und Reiten ein. Extensivstreifen neben und auf den Feldwegen sind gerne genutzte Unterschlupf-möglichkeiten für zahlreiche Lebewesen und auch Pflanzen in den intensiv bewirtschafteten Feldfluren. Ebenso wirken die im Gelände modellierten großen Plattformen und Wendeplätze abschreckend. Die Beeinträchtigung der Natur und Landschaft ist doch erheblich größer, als es auf einem Plan aussieht, wo nur die eigentlichen WEA- Standorte eingetragen sind.

 

Dort wo die neuen WEA´s geplant sind, ist die Natur laut Nabu besonders schützenswert: Quellen, Brutgebiete gefährdeter Vogelarten, das Naturschutzgebiet Mühlenberg sowie Reviere gefährdeter Fledermausarten liegen im oder in unmittelbarer Nähe des Planungsgebietes. Lange Zufahrtstrassen im stark bewegten Gelände und die notwendige Schaffung riesiger befestigter geebneter Flächen machen enorme Erdbewegungen und Landschaftszerstörungen nötig.

 

Am 17.08.2012 stellte der NABU in Usseln eine mögliche, groß angelegte Projektarbeit im und mit dem Naturpark Diemelsee vor- der Naturpark lebt doch (auch wenn einige Diemelseer Politiker behaupten, dass es ihn im Prinzip nicht mehr gäbe) und wir Diemelseer wollen uns unser Tafelsilber, unsere Landschaft im Naturpark nicht nehmen lassen und nicht von den Projekten im Naturpark abgekoppelt werden! Schnell besteht die Gefahr, dass es heißt, Projektinvestitionen lohnen erst hinter dem verspargelten Windmühlenland Diemelsee, also z.B. in Willingen. Die Projekte können in Zusammenarbeit von Landwirtschaft, Naturschutz und Tourismus eine gute Zukunftsperspektive bilden.

 

Als Mitglied des "Verbandsvorstandes des Zweckverbandes Naturpark Diemelsee" wissen Sie, Herr Bürgermeister Becker doch am besten, dass dieser nicht erst südwestlich des Diemelsees Richtung Willingen beginnt und schützenswert ist, sondern ebenso hier bei uns in der Gemeinde Diemelsee. Bei uns beginnt die von Einheimischen und Touristen gleichermaßen geliebte Landschaft unseres Naturparkes! Hier bei uns kann man anschaulich den Übergang zweier Landschaftstypen erkennen.

 

Im Edertal wird inzwischen mit den Weißstörchen geworben und hier, wo Wanderer die sehr scheuen Schwarzstörche sehen können, besteht die riesige Gefahr sie zu vertreiben!!

 

Wir wollen aber nicht nur über Naturschutz reden- die Menschen selbst, darunter auch viele, in Hinblick auf Energieerzeugung technikbegeisterte mit sehr verantwortlichem Gedankengut fühlen sich beim Anblick der vielen WEA´s überlastet und bedrängt. Das Wohlfühlen in unserer Gegend nimmt ab.

 

Auch unser Landrat Dr. Kubat thematisierte schon Landflucht und wie man dem begegnen und neue Menschen hier ansiedeln kann: nicht wenige haben wegen der herrlichen Landschaft hier Häuser gekauft oder alte Gebäude saniert. Teils nehmen sie dafür lange Wege zur Arbeit in Kauf- aber womit sollen wir dann demnächst werben?- Gewiss nicht mit einer zugespargelten Landschaft!!- Übrigens lassen all diese Menschen auch ihr Geld in der Region und zahlen Steuern.

 

Für uns ist auch klar, dass jeder seinen Beitrag zur Energiewende leisten muss, aber wir alle und unsere Gemeinde haben schon viel zugelassen mit 10 % aller hes-sischen Anlagen, bzw. der Hälfte aller Anlagen unseres Landkreises.

 

Sie alle sollen wissen:

Wir leben gerne in dieser Region und unser Überleben hängt nicht von der Existenz der WEA´s ab. Der intakte Naturpark ist das Fundament für eine nachhaltige Regionalentwicklung und dient uns allen zur Erholung.

Reden wir also die Qualitäten unserer Region nicht klein, denn durch die Mischung Gewerbe, Handel, Landwirtschaft, Handwerk, Dienstleister, Angestellte etc. brauchen wir die Zukunft nicht zu scheuen.

 

Wir Menschen in dieser Region sind über alle Maßen geduldig, aber nun ist das Maß voll!!

 

Wir sehen Sie, sehr geehrte Damen und Herren in der Pflicht, für alle Bürgerinnen und Bürger da zu sein. Daher fordern wir Sie auf:

-       Nehmen Sie das Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplanes zur Ausweisung einer Sonderfläche (S) „Vorrangfläche Windenergie“, OT Rhenegge zurück!

-       Sprechen Sie sich mit uns gegen den Bau von WEA´s im wunderschönen Naturpark Diemelsee und gegen weitere in der gesamten Gemeinde Diemelsee aus!

-       Denken Sie zur freien, unabhängigen Meinungsbildung im Parlament über eine geheime Abstimmung nach!

-       Schützen Sie uns Menschen in Diemelsee vor der Überlastung durch weitere Windenergieanlagen!

-       Setzen Sie sich für den Schutz und die Stärkung des gesamten Naturparks Diemelsee ein! Sprechen Sie mit den anderen Bürgermeistern und den Landräten! Leiten Sie auch ihnen unseren Brief zu! Ein WEA- freier Naturpark kann ein werbewirksames Alleinstellungsmerkmal werden, denn nahezu alle Gemeinden haben ausreichend große WEA- Flächen außerhalb des Natur-parkes.

-       Halten Sie den Naturpark Diemelsee als letzten zusammenhängenden Rück-zugsort für Mensch und Tier WEA- frei!

-       Informieren Sie die Bevölkerung frühzeitig, klar und nachvollziehbar! Es ist schon viel Misstrauen entstanden. So empfinden viele die am 24.08.2012 veröffentlichte „frühzeitige Unterrichtung der Öffentlichkeit zur nachträglichen 23. Änderung des FNP“ als Schlag ins Gesicht, wo man doch den Bau und die Inbetriebnahme der 10 WEA´s am Martenberg seit einem Jahr beobachten kann. Auch sind viele Menschen durch Gerüchte über weitere geplante Windenergievorhaben in unserer Gemeinde, z.B. in Sudeck, Feld Ittlar, Stormbruch, Flechtdorf, Vasbeck sowie zwischen Adorf und Wirmighausen alarmiert.

-       Stellen Sie Ihre Entscheidungen transparent dar!

-       Bringen Sie unsere Stellungnahme, in der wir Ihnen die Sorgen, Ängste, Bedenken und Argumente von über 900 Menschen, die diese Region lieben, mitteilen, in die entsprechenden Planungsverfahren ein und leiten Sie sie ungekürzt und unverzüglich an das Regierungspräsidium Kassel weiter.

 

 

Wir freuen uns auf weitere Gespräche mit Ihnen.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

 

Dr. med. Almut Finke- Hain und Heinrich Hain (Dipl.- Kfm.), Knappstraße 14,

34519 Diemelsee- Rhenegge

 

 

Adriane Plewka (Dipl.-Ing.), Heimberg 18a, 34519 Diemelsee- Adorf

 

 

Arno Schröder (Dipl.- Chem.), Giershagener Straße 6a, 34519 Diemelsee- Adorf

 

 

Regina Lückel, Bünighausen 3, 34519 Diemelsee- Wirmighausen

 

 

Christian Erlemann, Hauptstraße 13, 34519 Diemelsee- Adorf

 

 

Heidrun Steinhard, Hauptstraße 21, 34519 Diemelsee- Adorf

 

 

Ioana- Adela Schmidts, Zur Dörne 1, 34519 Diemelsee- Rhenegge

 

 

Margot G. Finke, Auf dem Kampe 4a, 34519 Diemelsee- Heringhausen

 

 

           

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